Die Frage stellt sich, weshalb Beispiele von Callaghan et al 2000 (auch Kavanagh, Wroblewski, Older, etc.) belegen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Reoperation eines zementierten Gelenks nach 25 Jahren bloss bei 77% liegt.
Die Antwort ist einfach: Die Patienten, die vor 25 Jahren operiert wurden, waren zu diesem Zeitpunkt bereits in fortgeschrittenem Alter, meist älter als 70 Jahre. Infolge massiver Beschwerden haben sie sich bereits vor dem Eingriff kaum mehr aktiv bewegen können, was den Bewegungsanspruch nach der Operation nochmals reduziert hat. Somit wurden die implantierten Gelenke nur wenig belastet und dadurch kaum abgenutzt.
Die meisten Patienten waren bei der Nachkontrolle nach 25 Jahren im Altersheim; ob sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch gehen konnten, wurde nicht geprüft. In den betreffenden Arbeiten wurde einzig der Umstand registriert, dass die Patienten bis zu diesem Zeitpunkt nicht erneut an der Hüfte operiert wurden. Die meisten dieser Zementstudien sind somit wertlos und können denn auch nicht auf die heutige Situation angewandt werden.
Betrachtet man die Resultate von zementierten Schäften und Kunststoffpfannen bei jungen, aktiven Patienten, so sind die Resultate massiv schlechter als bei alten Patienten. Die zementierten künstlichen Gelenke halten bei jungen aktiven Patienten manchmal keine zehn Jahre. Woher kommt das?
Ganz einfach. Junge Patienten und teils ältere Patienten sind heute viel aktiver als frühere Generationen. Bereits 1998 publizierte der Amerikaner Tom Schmalzried im JBJS, dass der durchschnittliche Patient, der in San Francisco eine Hüftprothese erhält, pro Jahr ca. 1 Mio. Belastungen (Schritte) durchführt. Im Jahre 2002, also lediglich vier Jahre später, sprach man bereits von 2 Mio. Belastungen. Aktive Patienten machen heute sogar bereits 4 – 5 Mio. Belastungen im Jahr! Weshalb ist dies so entscheidend?
Ursprünglich waren Kunststoff-Hüftpfannen ausgelegt für total ca. 10 Mio. Belastungen. Führt ein Patient jährlich 1 Mio. Schritte durch, so kann davon ausgegangen werden, dass die Kunststoffpfanne rund zehn Jahre hält. Führt nun jemand 2 Mio. Schritte/ Jahr durch, so reduziert sich die Haltbarkeit auf fünf Jahre, bei noch mehr Belastungen nimmt die Dauer weiter ab. Obwohl der Kunststoff etwas verbessert wurde, ist eine Kunststoffpfanne schlicht nicht geeignet für aktive, junge Patienten, wurde sie doch schon gar nie für diese Belastungen entwickelt.