Ganz anders sieht es bei sog. „Hart-auf-Hart-Paarungen“ aus. Darunter versteht man Hüftgelenke, bei welchen sowohl der Kopf als auch die Pfanne aus einem harten Material bestehen: Keramik auf Keramik, Metall auf Metall oder sogar Keramik auf Metall. Diese Gelenke produzieren so wenig Abrieb, dass sie auch noch nach zehn Jahren Belastung den wöchentlich erzeugten Abrieb von Polyethylen- Gelenken nicht erreichen!
Aber auch diese Gelenke sind nicht von jeglichen Problemen befreit. Metall auf Metall hat in den letzten Jahren nicht die Hoffnungen erfüllt, die man aufgrund der biomechanischen Tests erwartet hatte. So traten relativ häufig Metallreaktionen auf, die bis heute nicht vollständig geklärt sind. Die Grosskopf-Metallgelenke waren davon speziell betroffen; einige mussten gar vom Markt genommen werden. Dies hat dazu geführt, dass wir am Orthopädischen Zentrum Münsingen OZM schon einige Jahre keine Metall-Metall-Gelenke mehr verwenden.
Die Kunststoffe hingegen haben Fortschritte erzielt, insbesondere die hochvernetzten Polyethylen-Pfannen weisen deutlich weniger Abrieb auf als die alten Kunststoffe und können somit wesentlich höhere Belastungen aushalten.
Keramik auf Keramik kann als sprödes, amorphes Material grundsätzlich brechen. Doch dies tritt nur in rund 1 von 10'000 Fällen auf. Falls es dennoch geschieht, muss der Keramik-Teil, meist die innere Schale (inlay) der Pfanne, ausgetauscht werden. Dafür ist Keramik sehr abriebfest und biologisch weitgehend inert, das heisst es treten keine allergischen Reaktionen auf.
Für junge und aktive Patienten verwenden wir heute hauptsächlich Keramik auf Keramik. Mit einem entsprechend zusammengesetzten Gelenk kann dann auch weitgehend uneingeschränkt Sport getrieben werden, ohne dass sich der Patient um die Anzahl seiner Schritte sorgen muss.